Nach einem Update hatte ich bisher eigentlich nie veränderte Einstellungen auf dem iPhone oder Mac, oder ich habe sie nur nie bemerkt. Aber wenn ich eine völlig neue Systemversion installiert habe, also ein Upgrade auf ein neues System, der das das System komplett umkrempelt, alten Ballast entfernt, neue Dienste einführt, dann ist damit zu rechnen, dass einige Einstellungen auf die voreingestellten Werte zurückgesetzt werden.
Typischerweise wird seit einigen Jahren iCloud Fotos automatisch als Voreinstellung aktiviert, und noch dazu mit "Optimiere iPhone >Speicher" aktiviert, sofern man zusätzlichen Cloud Speicher abonniert hat. Apple geht wohl dann aus, dass man zusätzlichen iCloud Speicher vor allem dazu abonniert, um grosse Mediendateien in iCloud anstelle auf den Geräten unterzubringen. Du bist nicht der erste, der davon überrascht worden ist.
Ich unterstütze den Vorschlag, nicht jeden jeden Upgrade auf ein völlig neues System sofort mitzumachen, aber die kleineren Updates sollte man unbedingt umgehend installieren -meistens sind es ja wichtige Sicherheitsupdates oder Bugfixes. Da ist es riskant, lange zu warten.
Bei neuen, grossen System-Upgrades sollte man vorher genau überprüfen, ob sie für einen überhaupt in Frage kommen. Neue Systemversionen sind häufig für die neuesten Modelle entworfen und optimiert, und sie können ältere Modelle überfordern. Sie bringen zwar neue, interessante und oft auch nützliche Dienste, aber regelmässig bleiben dabei ältere, liebgewordene Dienste auf der Strecke. Gerätetreiber und Programme von Drittanbietern können inkompatibel werden. Und das können böse Überraschungen mit hohen Folgekosten sein.
Beispielsweise hatte ich 2012 für unsere Forschungsgruppe mehrere iPads 3 angeschafft. Damals war gerade iPhoto für iOS herausgekommen. Damit ließen sich Bilder, die man bei Feldexperimenten vom Versuchsaufbau aufgenommen hatte sofort gleich vor Ort beschriften und kommentieren, solange man noch wusste, was man eigentlich getan hatte und warum. Wir konnten Schlagworte hinzufügen und die Bilder in Intelligenten Alben organisieren. Man konnte auch gleich das Protokoll als Web Journal mit Bildern bestücken und mit allen teilen. Mit iPhoto iOS liessen sich die Fotos auch lokal retouchieren, mit dem Lichtgriffel oder den Fingerspitzen. Das war ein Jahr lang wunderbar und klappte wie gewünscht, aber mit der Aktualisierung auf iOS 8 war iPhoto inkompatibel mit dem System, und wir konnten die iPads nicht mehr für die Aufgaben verwenden, wofür sie angeschafft worden waren. Wir sind aus allen Wolken gefallen, dass Apple so kurz nach der Einführung von iPhoto auf dem iPad dieses Programm ersatzlos eingestellt hat und beim Systemupgrade nicht gewarnt hat, dass iPhoto auf dem iPad nach dem Upgrade nicht mehr laufen wird. Der Nachfolger Fotos iOS konnte iPhoto nicht bei den Aufgaben ersetzen, für die wir die iPads gekauft hatten. Man konnte den Fotos keine Beschreibungen oder Schlagworte hinzufügen, die Web Journals sind ersatzlos weggefallen, lokale Anpassungen waren nicht mehr möglich.
Fotos iOS kann acht Jahre später immer noch nicht wieder alles, was mit iPhoto iOS verschwunden war. Erst seit iOS 15 können wir jetzt wieder auf dem iPad die Bilder direkt nach der Aufnahme mit Bildtiteln versehen und sie als Kameras zum Protokollieren von Experimenten verwenden. Die Schlagworte und intelligenten Alben fehlen immer noch. Für die Webjournals gibt es immer noch keinen Ersatz, lokale Anpassungen und retouched mit dem Lichtgriffel oder den Fingerspitzen gehen in Fotos iOS/iPadOS immer noch nicht wieder.
Normalerweise prüfe ich bei grösseren Upgrades immer gründlich, was wegfallen wird, aber Apple hatte zwar den Nachfolger Fotos iOS gross angekündigt, aber unterlassen zu erwähnen, dass iPhoto sofort inkompatibel werden wird. Bei anderen abgelösten Programmen wurden die Vorgänger noch für ein paar Jahre parallel zum Nachfolger am Leben gehalten. Auf dem Mac konnten wir iPhoto noch fünf Systemversionen lang parallel zu Fotos verwenden.
Bei grossen System Upgrades ist es wichtig, eine Kosten-Nutzen Rechnung zu machen und vor allem herauszubekommen, was man durch das Upgrade verlieren wird und zu sehen, ob die Neuerungen so wichtig sind, dass sie die Verluste überragen.