Ich kenne nun doch die gängigsten DAWs. (Samplitude, Sequoia, StudioOne und ein wenig Cubase)
Diese machen in der Solo-Bus-Frage keinen Unterschied welches Quellmaterial in einem Kanalzug vorliegt. Es ist für den professionellen Mischprozess vollkommen ohne Belang, ob ich die Sounds eines externen Synths über ein Interface Logic zuführe, ein Softwareinstrument in einem Kanalzug nutze, ein Gesangs-Mikro anschließe oder irgendwelche Line-Pegel von externen Gitarren oder sonstigen Quellen.
Alle diese Signale landen am Ende nebeneinander in meinem Mixer, werden unterschiedlich gefiltert, erhalten Effekte, Hall, Delay usw. werden in Gruppen geroutet, oder über Aux-Sends zu wiederum externen oder internen Dynamik-Einheiten geführt und tragen zum Gesamt-Mix des Songs bei.
Und in diesen Mixer gehört neben dem Mute-Button eben auch der Solo-Button. Alles andere ist vollkommnen indiskutabel. Ich kenne auch keinen Hardwaremixer, dem ich Signale via XLR oder auch USB zuführen kann, der zwar einen Mute-Button, aber eben keinen Solo-Button hat oder unterscheidet, wo ein Signal herkommt.
Was auch immer sich Apple wieder einmal dabei denkt, genau an dieser Stelle vom Industriestandard abweichen zu müssen. Gerade in einer Software ist es doch ein Leichtes, diesen "Knopf" nachzuliefern. Ich kann mir auch nicht vorstellen mal wieder der Einzige zu sein, der den Solo-Button an dieser Stelle vermisst.
Er ist ja auch vorhanden. Nur halt in Abhängigkeit davon, ob ich beim Erstellen des Projektes gleich zu Beginn die Auswahl treffe.
Wählt man:
"Midi Software-Instrument", so verfügt der Mixer (über Taste x geöffnet) über nebeneinander liegende Mute und Solo-Button
Wählt man:
"Midi Externes Midi", mit der Option "Plugin für externes Instrument verwenden", so verfügt der Mixer ebenfalls über nebeneinander liegende Mute und Solo-Button
Wählt man:
"Midi Externes Midi", ohne die Option "Plugin für externes Instrument verwenden", so verfügt der Mixer nur über den Mute-Button. Der Solo fehlt dann an dieser Stelle.
Warum ist genau diese Option die für mich richtige?
Ich importiere überwiegend ein im Yamaha Genos2 erstelltes mehrkanaliges Midi-File und möchte eben nicht Software-Sounds oder Sound-Plugins verwenden, sondern die original Sounds des externen Instrumentes.
In meinem Mixer liegen also erst mal nur reine Midi-Dateien, wie beschrieben importiert, oder in einem nächsten Schritt nachträglich via USB-Midi auf die noch freien Spuren (insgesamt 16) über die Genos2-Tastatur aufgenommen, die ich im Editor bearbeiten kann. Als Pianist ist das für mich die leichteste, schnellste und intuitivste Methode.
Diese reinen Midi-Spuren möchte ich, ohne sie zuvor in Echtzeit auf Audiospuren in Logic auf meinem Mac-Studio einzuspielen, im Mixer abmischen. Wenn man so will mische ich also live "on the fly" das aus dem Genos2 kommende Audiosignal, aber nicht auf Audioebene, sondern in der Midi-Ebene via Midisteuerung. Logic steuert sozusagen die virtuellen Fader (Lautstärke) meines im Genos2 vorhandenen Sequenzers. Auch Hallparameter oder Chorus-Effekte lassen sich so aus Logic heraus im Genos2 Keyboard ansteuern.
All das kann man natürlich auch direkt im Genos2 machen. Ihr könnt euch aber vorstellen, dass das über das kleine Display und die dortige eher rudimentäre Darstellung nicht sonderlich komfortabel ist.
Der Vorteil dieser Methode ist, dass ich das so abgemischte Signal während der Wiedergabe direkt im Genos2 als Wav-Audio aufzeichnen kann. Das über Audio in Logic auf bis zu 16 Spuren aufgenommene Signal wäre, trotz galvanischer Trennung des Keyboards und meines externen Presonus StudioLive32-Mixers und trotz DI-Boxen, immer mit einem leichten Grundrauschen behaftet. Ursache für das Rauschen ist der Mac-Studio, dessen Netzteil wohl irgendwelche Einstreuungen produziert, die ich bisher nicht wegbekommen habe.
Mache ich diese Mischung in der oberen waagerechten Spuransicht von Logic, also außerhalb des Logic-Mixers, was ja auch gehen würde, weil dort ein Volume-Schieberegler ist, so habe ich Zugriff auf Mute und Solo. In der Mixeransicht aber nicht.
Warum das so ist, müsste mir mal einer inhaltlich erklären, ob da irgendein tieferer Sinn dahinter steckt, bei diesem Anwendungsfall den Solo-Button im Mixer nicht zugänglich zu machen. Eigentlich müsste es nur eine Verlinkung zwischen dem Solo-Button in der Spuransicht der Timeline mit dem Kanalzug des Mixers geben.
Ob dieser von mir bevorzugte Workflow nun sinnvoll ist, sei mal dahingestellt. Selbst wenn diese Art der Song-Abmischung nicht einer üblichen Vorgehensweise entsprechen sollte, so erklärt sich m.E. daraus nicht das unterschiedliche Mixer-Layout.